Microsoft Delve wird im Dezember 2024 eingestellt

Nichts ist so beständig wie der Wandel. Das trifft besonders bei einem evergreen service wie Microsoft 365 zu. Es kommen neue Funktionalitäten und Features hinzu, aber es müssen auch alte Zöpfe abgeschnitten werden.

Zum Jahresende erreicht uns im Nachrichtencenter nun die Info MC698136 und damit die Abkündigung von Microsoft Delve zum 16.12.2024. In einem Jahr werden also die Schotten dicht gemacht, das sollte reichen, um sich auf die Änderungen einzustellen.

Geboren wurde Delve im März 2014 (vorheriger Codename war “Oslo”) auf der SharePoint Conference 2014 in Las Vegas gemeinsam mit dem Office Graph. Dies war kein Zufall, denn Delve nutzte als eines der ersten Tools den Office Graph um Beziehungen zwischen den Menschen und den von ihnen erstellten Dokumenten darzustellen.


Über das Portal wurden Kollegen angezeigt, mit denen man viel zusammengearbeitet hat, und ebenso Dokumente, die gerade im Umfeld Beachtung gefunden haben. Als Quellen dienten Dokumente aus SharePoint und Anhänge aus E-Mails. Delve selber hat nie Dokumente abgespeichert, sondern nur unter Einhaltung der Berechtigungen diese visualisiert. Dennoch hat Delve bei Einführung oft für Unruhe gesorgt. Zum einen, weil es oft für Überraschung gesorgt hat, seine Dokumente gesammelt in Delve angezeigt zu bekommen mit der Sorge, das könne jetzt jeder sehen. Hier musste Aufklärungsarbeit geleistet werden, dass die eine individuelle Ansicht für den angemeldeten Benutzeraccount darstellt. Schlimmer war es aber, wenn durch Delve herauskam, dass in der Tat Dokumente für andere Kollegen sichtbar waren, welches es aber nicht sein sollten. Hier war dann aber Delve nicht der schuldige, sondern die fehlerhaften Berechtigungen, welche auf den Daten schon vorher existierten. Frei nach dem Motto “don’t shoot the messenger” war auch hier oft das Thema User Adaption versäumt worden und es hieß aufräumen.

Ein ähnliches Thema könnte in den Unternehmen bei der Einführung von Microsoft 365 Copilot aufkommen. Im Gegensatz zu Delve, das nur Dokumente anzeigt, nutzt Copilot die Dokumente im Zugriff zur Erstellung neuer Dokumente. Und hat dabei alles im Zugriff, worauf der Mitarbeiter berechtigt ist. Da es noch etwas dauert, bis der Copilot einfacher zu beziehen ist, lohnt es sich die Zeit schon einmal zu investieren, und hier ggf. nachzuschärfen.

Seine größte Stärke hat Delve ausgespielt, wenn es darum ging den Nutzern einen zentralen Punkt zu bieten ihr Benutzerprofil zu pflegen. Hier soll im zweiten Halbjahr 2024 eine neue Stelle geschaffen werden. Genaueres muss man noch abwarten. Microsoft schraubt auch an Speicherort für Benutzerprofilbildern herum. Generell wachsen die verschiedenen Systeme immer mehr zusammen und für uns Benutzer treten sie mehr in den Hintergrund. Grundsätzlich die richtige Richtung, auch wenn man sich manchmal fragt, warum das erst jetzt passiert.

Das Delve einmal mit großen Ambitionen gestartet ist, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen das es nie richtig in den Unternehmen angekommen ist. Anfänglich noch vorhandene Funktionalitäten wie die Möglichkeit einen Blog zu hosten oder eine dedizierte App für den Desktop wurden schon vor ein paar Jahren Stück für Stück eingestampft. Nun wissen wir also wann auch der letzte Sargnagel eingeschlagen wird.

Die Funktionalitäten von Delve, wie das Entdecken von Dokumenten stehen aber innerhalb der Microsoft 365 Suite an anderen Stellen weiterhin oder in anderer Form zur Verfügung. Auf der Startseite office.com oder im Microsoft Feed, welcher uns seit Ende 2022 zur Verfügung steht. Die Benutzerinformationen können über die allgegenwärtigen Benutzerprofilkarten abgerufen werden, welche sich auch erweitern lassen.

Das einzige Feature, welches laut Microsoft nicht ersetzt wird, sind die Boards. Auf diesen war es möglich Dokumente anzuheften und so zusammen zu stellen. Gewisse Ähnlichkeiten vom Konzept wie bei den Outlook Boards, welche auch seit Juni 2023 Geschichte sind, sind nicht von der Hand zu weisen. Schauen wir mal, ob hier nicht zukünftig Loop aushelfen kann.

Nach gut 10 Jahren ist dann also Schluss für Delve. Bleibt nur zu hoffen, dass die neue Stelle zur Pflege des Benutzerprofils auch wie geplant vorher verfügbar ist.

In Folge 46 des Videoblogs „Daniel und René – M365 im Alltag“ haben Daniel und ich uns auch zu dem Thema ausgetauscht. Schaut gerne mal rein.

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